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AutorenbildHelena Pfleiderer

Warum half mir meine Psychotherapie nicht langfristig? – Teil 2

In Teil 1 habe ich Ihnen die psychische Symptomatik der zwei Phantasiepersonen - Frau A. und Frau B. - beschrieben und wie sie jeweils den Weg zur psychotherapeutischen Behandlung fanden. In Teil 2 widme ich mich Frau A.

Frau A. nahm ihre Termine regelmäßig wahr, denn die Therapie war ihr wichtig und sie hatte zunehmend das Gefühl, auf den „richtigen“ Weg zu sein. 1Mal die Woche für 50 Minuten traf sie ihre Psychotherapeutin zum Gespräch, natürlich gab es Unterbrechungen wegen Urlaub oder Krankheit. Nach ca. ¾ Jahr war die Therapie schließlich zu Ende. In den Sitzungen thematisierte Frau A. insbesondere die Beziehung zu ihrem Ehemann und sie entwickelte zunehmend das Gefühl, unglücklich in ihrer Ehe zu sein. Ihr Ehemann hatte stets wenig Zeit für sie und das hatte sie sich zu Beginn ihrer Ehe schön eingeredet; zu diesem Entschluss kam sie. Natürlich war ihr klar, dass ihr Ehemann viel Zeit und Kraft in seinem Beruf investieren musste, wenn er seine Position erhalten wollte, und das wollte er. Und das üppige Gehalt, was er nach Hause brachte, ja, daran hatte sich Frau A. gewöhnt und als selbstverständlich erachtet.

Im Laufe der Therapie beschlich sie immer mehr das Gefühl, dass ihr Mann womöglich außereheliche Beziehungen pflegte und es hauptsächlich an ihm lag, dass sie sich auseinandergelebt hätten. Sie fühlte sich betrogen, dazu um Jahre ihres Lebens betrogen und entschied sich, ihre Ehe zu beenden. Mit psychotherapeutischer Unterstützung vollzog sie diesen Schritt und später war sie tatsächlich eine geschiedene Frau. Anfangs fühlte sie sich erleichtert und hatte das Gefühl, alles nachholen zu können, was sie während ihrer Ehe zu versäumen glaubte. Ihre Depressionen verflogen, sie fühlte sich voller Elan und Energie. Doch mit der Zeit verfolg dieses Hochgefühl, der Alltag nahm überhand und Frau A. fühlte sich immer mehr unzufrieden. Sie beschloss, erneut eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen. Diese Kurzzeittherapie verhalf ihr zu der Entscheidung, dass sie einen Partner an ihrer Seite brauche, um glücklich sein. Sie wäre nicht für das Alleinsein geschaffen, sie brauche die Zweisamkeit. Nach kurzer Zeit willigte sie der Beziehung zu ihrem Kollegen ein, der sich schon länger um sie bemühte und „ein guter Kerl“ zu sein schien. Doch die Beziehung hielt nicht lange an, da Frau A. an ihrem neuen Partner das eine oder andere zu bemängeln hatte.

Warum haben die Psychotherapien Frau A. nicht geholfen, langfristig glücklich zu werden? Was hat sie bei ihren Entscheidungen übersehen? Hatte sie eigentlich was übersehen oder hatte sie einfach „nur Pech gehabt“? Frau A. hatte schon vor der 1.Therapie ihr Bauchgefühl überhört, als es sie davor zu warnen versuchte, dass sie im Begriff war, einen vielbeschäftigten Mann zu heiraten, der (voraussichtlich) niemals viel Zeit für sie haben wird. Sie legte mehr Wert auf die vage Hoffnung, dass sie sich vielleicht mit der Zeit daran gewöhnt oder dass sich das bald ändert, wenn er mehr Geld verdient usw. Als sie dann mithilfe der Therapie feststellen musste, dass ihr damaliges Bauchgefühl doch richtig war (der Mann hatte wenig Zeit für sie und damit würde sie nie klarkommen), beendete sie ihre Ehe ohne jedoch daran zu wachsen. Sie entschied sich wieder mit dem Kopf und nicht mit dem Bauch. Auch bei der 2.Beziehung überhörte sie ihr Bauchgefühl, was ihr von diesem Mann abriet (sonst wäre sie sofort mit ihm zusammengekommen und nicht nach einer ganzen Weile).

Fazit:

Die Psychotherapie hätte Frau A. darin unterstützen sollen, zu lernen, (wieder) auf ihr Bauchgefühl zu hören, was sie womöglich schon lange verlernt hatte. Das Bauchgefühl ist die Verbindung zu uns selbst, der erste Satz, der lautlos tief in uns gesagt wird, egal in welcher Situation wir uns gerade befinden. Dieses Bauchgefühl soll uns vor allem vor Gefahren schützen. Leider sind viele Menschen unbewusst Meister darin, diese innere unbewusste Stimme zum Schweigen zu bringen, bevor sie ins Bewusstsein kommt. In diesem Zusammenhang möchte ich ein Zitat loswerden: „Wenn du bei Jemanden überlegst, ob er der Richtige für dich ist, dann ist die Antwort ein klares: Nein!“

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