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AutorenbildHelena Pfleiderer

Warum half mir meine Psychotherapie nicht langfristig? – Der Mann als Hauptfigur (Teil 2)

Im vorausgegangenen Teil 1 – Der Mann als Hauptfigur, schilderte ich Ihnen die spannende Geschichte eines erfolgreichen Mannes, der seinen Beruf zunehmend als Belastung und Stress empfand und schließlich die Verbindung zu seiner Ehefrau und Kindern verloren zu haben schien. Mithilfe seiner Psychotherapeutin konnte er genau zu diesen Erkenntnissen kommen und so beschloss er, in seinem Beruf kürzer zu treten. Mit therapeutischer Unterstützung fertigte er Listen und Pläne, wie er welche Aufgaben an seinen Angestellten delegieren könnte, um Zeit für sich und seine Familie freizuschaufeln. Seinen Alkoholkonsum schränkte er anfangs stark ein und nach einer Weile entschied er sich, komplett auf den Alkohol zu verzichten. Dafür tätigte er sich sportlich und fand wieder seine Liebe zum Ausdauersport, was er gerne in seiner Jugend machte. Zudem meldete er sich in einem privaten Schützenverein und lernte Bogenschießen. Das entspannte ihn gut, denn es erforderte gute Konzentration und eine ruhige Hand - schon deswegen war es nicht mit dem Alkoholtrinken vereinbar. Das war ein zusätzlicher Motivator, um nicht wieder „auf dumme Gedanken“ zu kommen und sich das eine oder andere Gläschen Wein zu genehmigen.


Nach etwa 1 Jahr Therapie bildeten sich seine Beschwerden größtenteils zurück: er schlief meist gut, spielte gerne mit seinen Kindern, fuhr im Urlaub mit seiner Familie und auch das Intimleben mit seiner Frau war weitgehend zufriedenstellend. Das Unternehmen lief gut, wenn auch Herr C. nicht ganz zufrieden war. Er verglich die Jahressummen immer mit früher, das war nicht dasselbe. Aber es waren schwarze Zahlen und das beruhigte ihn.


So lief sein Leben noch etwa 3-4 Jahren weiter. Und doch spürte Herr C., dass es das nicht alles sein kann, was ihm das Leben zu bieten hatte. Irgendwie wollte er wieder auf der „Überholspur“ sein, wie früher, bevor er heiratete. „Aber dafür bist du zu alt, das waren andere Zeiten“, mahnte ihn wieder seine innere Stimme. Überhaupt, diese Stimme hörte er in letzter Zeit wieder öfters, er hatte sie zwischendurch komplett vergessen.


Nach einer schrecklichen, gefühlt schlaflosen Nacht, nachdem Herr C. schweißgebadet aufwachte mit dem starken Verlangen, sich „volllaufen zu lassen“, entschied er sich - einer spontanen Eingebung folgend – zu einem 2.Gang zum Psychotherapeuten. Eigentlich wollte er einen älteren Mann als Psychotherapeuten finden, der ihm hoffentlich Lebensweisheiten unterbreiten konnte, um ihn bei seinem Problem zu helfen. Und doch gelangte er zu einer ihm jüngeren weiblichen Psychotherapeutin, die ihn irgendwie an die Zeit erinnerte, als er seine jetzige Frau kennenlernte. Er konnte diesen Umstand nicht näher erklären, aber er fühlte, dass sich hier ein neuer Pfad vor ihn zeigte.


Durch diese Therapie kam er gefühlt zu genau den gegenteiligen Ergebnissen als bei seiner 1.Therapie. Es wurde ihm bewusst, dass er für sein Unternehmen „brennt“, dass es quasi sein „Baby“ ist und er viel Herzensblut hineingesteckt hatte. Deswegen wäre er nie glücklich mit der Lösung geworden, kürzer zu treten, um mehr Zeit für seine Familie zu haben. Hätte er also nie heiraten und eine Familie gründen dürfen? Was für eine absurde Vorstellung! Nach und nach konnte er sich in die Zeit zurückversetzen, als er seine Frau kennenlernte und ihn seine innere Stimme – sein Bauchgefühl eben – vor dieser Frau warnen wollte. Er erkannte jetzt, etwa 10 Jahre später, dass dieser Mensch es auf sein Vermögen abgesehen hatte und keinen Wert auf ihn als Mensch legte. Deswegen fühlte er sich immer mehr unter Druck gesetzt, gefälligst viel Geld für sie und die Kinder verdienen zu müssen. Er hat nicht mehr aus seinem eigenen inneren Antrieb gearbeitet, sondern, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Und das hat ihn dermaßen gestresst, dass er einen Ausweg im Alkohol gesucht hatte. Sein Bauchgefühl warnte ihn wieder – er verlor die Lust auf seine Frau, und auch seine eigenen Kinder bereiten ihn immer weniger Freude, was ihn traurig machte.


Und jetzt sagte Herrn C. seine innere Stimme, dass er sich scheiden lassen sollte, da seine Frau keine Gefühle für ihn hätte, sondern ihn aufgrund seines Vermögens und der Aussicht auf ein komfortables, finanziell sorgloses Leben geheiratet hatte. Aber sein Verstand bremste ihn ab, denn er wollte seinen drei noch ganz jungen Kindern diesen Schritt nicht zumuten.


Zu welcher Ergebnis Herr C. gekommen ist, kann ich Ihnen leider nicht sagen. Ich wünsche ihm jedoch, immer auf sein Bauchgefühl zu hören, denn dies ist der Weg zu einem langfristig glücklichen Leben, auch wenn sich das zwischendurch ganz anders anfühlt…

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