Eine toxische Beziehung beenden – wie denken die beiden Seiten?
- Helena Pfleiderer
- 3. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Apr.
Einen toxischen Partner bzw. Partnerin zu verlassen, ist gar nicht so einfach. Die Betroffenen leiden an starken Selbstzweifeln, ob sie dem toxischen Partner Unrecht tun oder ihn gar zutiefst seelisch verletzen. Typische Gedankengänge sind:
Bin ich zu egoistisch/denke ich nur an mich, dass ich ihn/sie verlassen will?
Ich kann es kaum ertragen, ihn so tief zu verletzen, wenn ich ihn verlasse; mein schlechtes Gewissen zerfrisst mich… Ich kann ihm doch nicht das Herz brechen…
Ich schaffe es nach der Trennung nicht alleine, ich werde unter starker Einsamkeit leiden, mir wird es bestimmt sehr schlecht gehen. Na also, da haben wir es, ich bin ein Egoist!
Was ist, wenn ich mich irre, und mein ganzes Leben einfach so wegen Kleinigkeiten wegwerfe? Schließlich war er/sie doch gar nicht so schlecht zu mir. Wir hatten doch sooooo viele gute Zeiten. Jede Beziehung hat Höhen und Tiefen, es gibt immer schlechte Tagen, da muss man durch. Bin ich zu empfindlich? Muss ich mich stattdessen zusammenreißen und weitermachen?
Ich kann mich wegen den Kindern nicht trennen. Erst wenn sie aus den Gröbsten sind bzw. wenn sie aus dem Haus sind, kann ich überhaupt an so was denken.
Ich kann mich wegen der Gesellschaft bzw. den Eltern/Schwiegereltern nicht trennen. Wie soll ich sie jemals wieder ins Gesicht angucken können? Ich schäme mich sehr.
Er wird sich ändern, er ist auf einem guten Weg. In letzter Zeit zeigt er einen starken Willen, sich zu verändern und macht schon Fortschritte.
Er ist im Grunde ein lieber Mensch. Er meint es nicht schlecht. Ich spüre, ganz tief in seinem Inneren hat er einen guten Kern.
Und jetzt betrachten wir die gegenüberstehende Seite, die Seite des toxischen Partners, die Seite des Narzissten. Was denkt ein Narzisst, wenn er spürt, dass sein „Opfer“ ihn verlassen will?
Ich habe mich in dieser Beziehung/Ehe eingerichtet und möchte dies auf keinen Fall aufgeben. Denn, mir geht es gut damit und so soll es auch bleiben. Mir ist es egal, ob mein Partner aus irgendwelchem Grund leidet. Er soll sich einkriegen und weiter in seinen Rollen als Hausfrau/Geldversorger/Mutter bzw. Vater zu gemeinsamen Kindern/Geliebte im Bett usw. funktionieren. ER/SIE HAT ZU FUNKTIONIEREN.
Ich muss ihn/sie um jeden Preis dazu bringen, koste es, was es wolle. Die Mittel heiligen den Zweck. Ich werde dafür „alle Register ziehen“, ihre Sinne mit Gaslighting benebeln, sie kleinmachen, verunsichern, schlechtes Gewissen machen, auf die Tränendrüse drücken, kleine Geschenke und Aufmerksamkeiten machen, bei dem einen oder anderen Punkt, bei welchem sie seit Ewigkeiten nörgelt, einlenken und guten Willen zeigen (z.B. werde ich ab jetzt meine Straßenschuhe in der Garderobe einräumen, ja 2-3 Wochen lang, das müsste ich noch hinkriegen, dieses Opfer bringe ich ein, aber dann ist auch genug).
Ich arbeite hauptsächlich mit der Erzeugung von Schuldgefühlen und zeitbegrenzt guten Willen zeigen, damit sie bei mir bleibt. Denn so will ICH das. Und ICH entscheide. Wie lange ich guten Willen zeige, das hängt von meiner Laune ab; denn ich werde mich nicht unnötig lang verbiegen und mir alles verbieten; spätestens, wenn ich spüre, dass sie den Köder gebissen hat, mache ich wie üblich weiter!
Zugegeben, die Denkweise eines Narzissten fühlt sich wie eine eiskalte Dusche an, man spürt förmlich die eisige Kälte, die Einem emporsteigt. Und jetzt lade ich Sie ein – falls Sie Opfer von Narzissmus waren und auch behaupteten, einen guten inneren Kern gespürt zu haben - mir zu erklären, wo genau, bei so viel Selbstgefälligkeit dieser Kern liegen sollte.
Sollten Sie die Trennung von einem toxischen Partner anstreben und trauen sich wegen all den oben erwähnten Punkten nicht, die endgültige Entscheidung zu treffen, lassen Sie sich therapeutisch helfen. Gerne unterstütze ich Sie, im Rahmen der Psychotherapie, Ihr Ziel zu erreichen!