Die narzisstische Mutter und ihre Tochter
- Helena Pfleiderer

- 31. Aug.
- 3 Min. Lesezeit

Die narzisstisch geprägte Mutter ist meist verdeckt narzisstisch, was das Gegenteil des grandiosen Narzissmus ist. Sie ist nicht so einfach zu erkennen, stellt vordergründig ihre Bedürfnisse hinten an. Das ist die Mutter, die viel in den sozialen Medien postet, insbesondere alles „Wichtige“, was ihre Kinder machen. Sie engagiert sich in der Kirche oder in der Gemeinde, ist IMMER nett und freundlich und eckt nie an. Sie ist die perfekte Hausfrau und Mutter; es kommt auch oft vor, dass sie eine Arbeit nachgeht. Ihr Mann hat jedoch das höhere Einkommen und wir sehen meistens die traditionelle Rollenverteilung beim Ehepaar.
Die narzisstische Mutter sieht ihre Kinder als Verlängerung ihres eigenen Arms; sie plant schon im Voraus, ohne natürlich die Kinder einzubeziehen, was aus denen wird und wie diese ihr Leben zu leben haben. Speziell bei der Tochter ist die narzisstische Mutter oft neidisch: neidisch auf die Jugend und neidisch auf die Schönheit der Tochter. Die narzisstische Mutter sieht ihre heranwachsende Tochter immer als Konkurrenz zu sich selbst, zum Teil fürchtet sie sogar eine Konkurrenz zu ihrem eigenen Ehemann (!) und Vater dieser Tochter. Das Selbstwertgefühl dieser Mutter ist sehr zerbrechlich und oft verfällt sie in die Opferrolle, die nicht selten theatralisch nach außen dargestellt wird. Erinnern Sie sich vielleicht an alten schwarz-weiß Filmen, bei Szenen, wo die fast ohnmächtige Frau um ein Glas Wasser bittet, um nicht in Ohnmacht zu fallen und genau dieses Glas Wasser rettet sie von der befürchteten Ohnmacht! Ja, genau, das ist das Paradebeispiel schlechthin einer narzisstischen Frau (oder Mutter).
Wenn Töchter narzisstischer Mütter sich den Vorstellungen der Mutter nicht unterordnen und rebellisch sind, verstärkt sich dieses Ungleichgewicht umso mehr: diese Töchter fallen in Missgunst und sind das „schwarze Schaf“ der Familie. Sie werden problemlos aus der Familie ausgestoßen, mit anderen Worten entsorgt, weil sie dem Familienbild nicht entsprechen. So schließet sich der narzisstische Zyklus der Mutter (Tochter als Baby idealisiert, später vermeintliche Mängel entdeckt, an welchen sie herumnörgelt und dann entsorgt).
Wenn die Töchter narzisstischer Mütter ihrem Bild entsprechen und sich angepasst verhalten, dann dürfen sie die Rolle ausführen, die die Mutter für sie ausgedacht hat; meistens ist diese eine Rolle, die nicht besser als das Leben dieser Mutter selbst ist. Zum Beispiel soll die Tochter einen wohlhabenden Mann finden, heiraten und 2 Kinder bekommen. Die Töchter dürfen nicht mit mehr glänzen als die Mutter selbst in ihrem Leben erreichen konnte, weil dann der ohnehin starke Neid unerträglich werden würde.
Halten wir also fest: narzisstische Mütter sind neidisch auf ihre Töchter, spätestens wenn die Kinder beginnen, ihre Persönlichkeit zu entwickeln (etwa ab dem Grundschulalter) und nicht nur das süße Baby oder das liebe und brave Kleinkind sind, das die Mutter voller Stolz ihrer Umgebung herzeigt, um Lob und Anerkennung zu ernten, was sie doch für eine tolle Frau ist, dass sie so ein entzückendes Wesen auf die Welt setzt. Sie beneiden die Jugend des Kindes, seinen „besseren“, denn jüngeren Körper und Gesicht und die Schönheit, die in ihrer Vorstellung die Jugend mitbringt und welche im Alter verblassen würde. Oft versuchen sie deswegen einen Makel im äußeren Erscheinungsbild (echt oder nur erfunden) zu finden, um die Tochter damit klein zu halten und selbst Genugtuung zu empfinden. Oder sie drängen die Töchter dazu, sich weniger feminin zu kleiden oder ihre Frisur weniger feminin zu gestalten (z.B. kurze Haare tragen, altbackene Kleidung im Stil oder Farben vorschlagen).
Töchter narzisstischer Mütter haben es nicht leicht in ihrer Herkunftsfamilie; umso mehr bewundernswert ist es, wenn diese trotz den emotionalen Misshandlungen seitens dieser Mütter ein gutes Leben führen können. Eine auf ihre Bedürfnisse angepasste Psychotherapie ist für diese Frauen (die Töchter) sicherlich ein Gewinn für ihr weiteres Leben. Bei Bedarf helfe ich Ihnen gerne!



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